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Frühjahrsseminar 2024

Veröffentlicht am 09.04.2024 in Allgemein

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Filmszene: Untersuchung des Massakers 1947 durch eine Parlamentarierkommission

 

Postelberg 1945 – Film und Diskussion

Wie Tschechien heute seine Vergangenheit aufarbeitet

Der beim Frühjahrsseminar 2024 gezeigte Dokumentarfilm von Regisseur Jakub Wehrenberg, der schon lange Zeit mit der Česká televize/dem Tschechischen Fernsehen zusammenarbeitet, befasst sich mit dem Massaker von Postoloprty/Postelberg, dem größten Massenmord an der deutschen Zivilbevölkerung, der sich kurz nach Kriegsende auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik abspielte. Der Film wurde vom öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen in der Koproduktion mit Strike TV gedreht. Er erlebte am 8. November 2022 seine Premiere. Der Film beruht auf dem 2017 erschienenen Roman "Die Hussiten bei Postelberg" von Jan Vávra.

In Postoloprty/Postelberg wurden 1945 mindestens 763 Menschen erschossen und in Massengräbern begraben - eines der schwierigsten Kapitel der tschechischen Nachkriegsgeschichte. Es wird jedoch geschätzt, dass insgesamt bis zu 2000 Personen ermordet wurden.

Das wohl schlimmste einer ganzen Reihe von Nachkriegsmassakern, die in der Zeit der "wilden Vertreibung" kurz nach Kriegsende im Frühjahr 1945 an den Sudetendeutschen verübt wurden, war keine spontane unkontrollierte Vergeltung tschechischer Bürger für die Demütigungen durch die deutsche Besetzung, die wahllosen Erschießungen von Widerstandskämpfern und unbeteiligten Zivilisten durch die Waffen-SS noch kurz vor Kriegsende. Die Gewalt gegen die Deutschen war staatlich legitimiert: Schon 1943 hatte Staatspräsident Edvard Benes die Tschechen in einer Rundfunkrede zur Vergeltung.

Ergebnis der dargestellten Untersuchung ist die Tatsache, dass die führenden Vertreter des Staates und der Armee damals über das Massaker Bescheid wussten, und dass dieses mit ihrer Zustimmung geschah. Außerdem gab es etliche, die zunächst bereitwillig mit den deutschen Besatzern kollaboriert und sich danach ganz besonders als Rächer hervorgetan hatten.

Zum ersten Mal wurden die Ereignisse 1947 durch das tschechische Parlament untersucht, ohne aber die Täter zu nennen. Ein Straffreistellungsgesetz", verabschiedet am 8. Mai 1946, schloss die straffrechtliche Verfolgung der Verbrechen aus, die zur Zeit der Vertreibung verübt worden waren. Wichtig war den Parlamentariern quer durch die Parteien die Sicht der Welt auf die neue Tschechoslowakei – und diese sollte keinen Makel haben. Verschweigen wurde so zur ersten Bürgerpflicht.

„Postelberg 1945“ ist ein packender, aufwendig produzierter Dokumentarfilm, der alle stilistischen Mittel gekonnt verbindet, um die Vorgänge von damals aufzuklären. Es ist eine Geschichte mit doppeltem Boden, in der die Untersuchung von 1947 zur Bühne gemacht wird, um die Hintergründe des Massakers von 1945 zu verhandeln. Er verknüpft die Spielszenen mit Aussagen eines Überlebenden, mit Analysen von Historikern und mit historischen Original-Aufnahmen. So ist der Film wohl die schonungsloseste Aufarbeitung dieses Verbrechens, die es bisher in Tschechien gegeben hat.

Erst 2007, als die Staatsanwaltschaft im bayrischen Hof wegen der Ermordung der fünf Jungen ihre tschechischen Kollegen um Amtshilfe bat, liefen ernsthafte Ermittlungen an. Ein Bericht der Kriminalpolizei aus Žatec/Saaz bestätigte 2009, dass tschechische Armeeangehörige und Polizisten das Massaker initiierten. Im Jahr 2009 stimmte der Stadtrat von Postoloprty/Postelberg der Errichtung eines Gedenksteins zu, mit der tschechischen und deutschen Inschrift "Allen unschuldigen Opfern der Ereignisse in Postelberg im Mai und Juni 1945". Doch das Ansinnen von Überlebenden, Angehörigen und versöhnungswilligen Tschechen den „deutschen“ Opfern des Nachkriegsmassakers ein Denkmal setzen wollte, stießen sie auf den Widerstand der ortsansässigen Bevölkerung. 

Uli Miksch stellte den Film vor und moderierte die interessante und engagierte Diskussion im Anschluss.

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